Samstag, 22. November 2014

Hasenburg




 Niklaus Stoecklins Lithografie
"Hasenburg"wurde zu
einer Urbasler Ikone.




Jetzt ist die  Zukunft der  “Hasenburg” 
 ungewiss, so heisst es in
einer neuen Schreckensmeldung
die durch die Zeitungen geistert.




Dem  Amtschimmel und Behördenauflagen 
ist es zu verdanken, dass 
der Wirt Daniel Rieder  ans Aufhören denkt.





Nach so Vielen in den letzten
Jahren geschlossenen oder
 umfunktionierten Beizen nun
auch noch das “Château Lapin”?




Die "Hasenburg", die einst mit dem 
“Gifthüttli” und dem “Grünen Heinrich”
 das berüchtigte 
Basler “Bermuda Dreieck” bildete?




Mitte der 1960er Jahre war  
für einen strebsamen Schüler 
der Kunstgewerbeschule der
 Besuch der “Hasenburg” Pflichtfach.
Dort traf sich die Basler Bohème,
oder was sich dafür hielt....

Damals war noch das legendäre Wirtepaar 
Rieder auf der «Hasenburg.




Urs Widmer bezeichnet  die “Hasenburg” 
in seiner Autobiografie
 “Reise an den Rand des Universums”
 als seine “Wohnung”. 




Man traf Maler, wie Kurt Fahrner,
Walter Wegmüller. Wini Sauter,
Carlo Aloe und Viele mehr.




Den Illustrator Mario Grasso,
Sphinx Verlagsbegründer
Dieter A. Hagenbach
René Schweizer, Begründer des
Instituts für taktischen Wahnsinn, 
Daneben eine bunte Mischung von
Handwerkern, Spinnern, Marktleuten,
Musikern, Grossräten, strickenden Feministinnen,
( die sich mit Elsi Rieder in die Haare gerieten)
und eine ganze Menge jener
 Sorte Mensch, die man heute
dezent als "randständig" bezeichnet.

Heerscharen von halbvergessenen
Namen und  Gesichtern 
tauchen aus den Nebeln der
 Erinnerung auf.

Menschen, die allesamt auf
ihre besondere Art und Weise
zur Einmaligkeit der "Hasenburg" beitrugen.




Die "Hasenburg" diente u.A. auch als  Kulisse
für den Film 




Hin und wieder trat man den Berner
Underground Guru Sergius Golowin
 und gar der LSD Papst Timothy Leary
 soll während seines
Schweizer Exils dort Gast gewesen sein.





Jean Willi setzte dieser Zeit im "Château Lapin"
in einigen Kapiteln seines Buches
"Sweet Home" ein Denkmal.

Das ging bis in die 1980er Jahre so.
Das letztes Jahr in den Ruhestand getretene Wirtepaar 
Schwendinger “zivilisierte” dann die “Hasenburg”,
dem wandelnden Zeitgeist gehorchend, 
vorsichtig, aber kontinuierlich.
Die nikotinvergilbten Wände wurden weiss,
die Tische bekamen Tischtücher,
 das karge Neonlicht wurde
ausgetauscht, der mottenzerfressene 
 Eberkopf durch einen
Neuen ersetzt.

Doch auch diese Epoche ging
zu Ende und nun ist die Zukunft
der Hasenburg ungewiss.




Die Welt und die Beizenkultur haben sich  im
vergangenen halben Jahrhundert verändert.
Zum Schlechteren, wie ich meine.
Ich jedenfalls trauere der Zeit nach, 
als man noch  soff und rauchte,
anstatt an einem “stillen
 Wässerchen” zu nippen.
Wo die Serviertöchter 
noch nicht Servicefachangesellte hiessen,
 dafür zügig zu bedienen wussten.
Wo gestritten und disputiert wurde, 
anstatt aufs Smartphone zu starren.
Kurz, wo man in einer Beiz noch
 unter “richtigen” Menschen war.