Montag, 23. September 2013

Gerhard Förster - Carl Lindeberg Teil 1




Auf meine  Carl Lindeberg Posts hin, hat sich aus Wien
Gerhard Förster, der Herausgeber des 
Comicmagazins “Die Sprechblase”gemeldet,
der bereits 1999  und 2004, den Versuch unternommen hat,
uns einen Ueberblick über Carl Lindebergs Werk 
zu verschaffen. Freundlicherweise hat er mir seinen
damaligen Artikel  mit folgender
Einleitung zur Veröffentlichung überlassen :




"Der folgende Artikel erschien ursprünglich im Februar 2004 
im Magazin "Karl May & Co" Nr. 95. Er ist die ausgebaute und 
verbesserte Fassung eines Artikels, der 1999 im Magazin 
"Die Sprechblase" Nr. 170 abgedruckt wurde.

Für die Veröffentlichung auf dieser Homepage,
die mit meiner Genehmigung erfolgt, wurden 
einige wenige Stellen korrigiert (August 2013). 
Man sollte aber bedenken, dass der Artikel 
Pionierarbeit war. Es existierten damals kaum
 Informationen über Carl Lindeberg und noch 
weniger über die Sammelbilder, die von ihm und
 anderen Künstlern gestaltet wurden. Meine Quellen 
waren vor allem Sammler (sie werden am Ende 
des Artikels genannt). Besonders Herrn Christ gebührt
 mein Dank. Seine Forschungen sind für das Gebiet 
der Karl May-Sammelbilder von unschätzbarem Wert!

Inzwischen ist die Lindeberg-Forschung jedoch fortgeschritten.
 2012 erschien im Karl May Verlag Bamberg das Buch 
"Carl Lindeberg – Ein Illustrator für Karl May" von 
Stefan Schmatz und Friedhelm Spürkel (320 Seiten, EUR 39,90). 
Die Erkenntnisse dieses mit über 500 Farbabbildungen 
ausgestatteten Buches wurden hier nicht berücksichtigt.    G.F."




DIE KARL MAY-SAMMELBILDER VON CARL LINDEBERG 
UND ANDEREN KÜNSTLERN                       
von Gerhard Förster

Wer von den älteren Karl May Fans kennt sie nicht: die virtuos 
gezeichneten Sammelbilder, die eine unwiderstehliche Atmosphäre
 von Gefahr und Abenteuer ausstrahlen? Dies ist die Geschichte der
 Bilder und ihres wichtigsten Zeichners.

Carl Andreas Lindeberg wurde 1876 in Schweden geboren.
 Als junger Kunststudent kam er nach Deutschland und 
siedelte sich ausgerechnet in Radebeul bei Dresden an, 
wo Karl May seinen Alterssitz, die „Villa Shatterhand“,
 hatte und 1912 verstarb. Lindeberg hat ihn wahrscheinlich 
noch gekannt, wohnte er doch nur einen Steinwurf von ihm entfernt.

Zunächst arbeitete der junge Gebrauchsgrafiker für diverse Verlage
 und Industrieunternehmungen, bis er etwa 1916 dem Leiter des kurz
 davor gegründeten Karl May-Verlags, E.A.Schmid, vorgestellt wurde. 
Diese Begegnung sollte für beide entscheidend sein. Bisher stammten die 
Titelbilder der diversen May-Ausgaben von sehr unterschiedlichen
 Künstlern, zuletzt vorwiegend von Sascha Schneider. Der vergeistigte 
Schneider illustrierte in einem symbolhaften Stil, der May zwar faszinierte,
 dem Verkauf der Bücher jedoch schadete.


DIE KARL MAY-SAMMELBILDER VON CARL LINDEBERG 
UND ANDEREN KÜNSTLERN                       
von Gerhard Förster

Wer von den älteren Karl May Fans kennt 
sie nicht: die virtuos 
gezeichneten Sammelbilder, die eine 
unwiderstehliche Atmosphäre
 von Gefahr und Abenteuer ausstrahlen?
 Dies ist die Geschichte der
 Bilder und ihres wichtigsten Zeichners.

Carl Andreas Lindeberg wurde 1876 in Schweden geboren.
 Als junger Kunststudent kam er nach Deutschland und 
siedelte sich ausgerechnet in Radebeul bei Dresden an, 
wo Karl May seinen Alterssitz, die „Villa Shatterhand“,
 hatte und 1912 verstarb. Lindeberg hat ihn wahrscheinlich 
noch gekannt, wohnte er doch nur einen Steinwurf von ihm entfernt.

Zunächst arbeitete der junge Gebrauchsgrafiker für diverse Verlage
 und Industrieunternehmungen, bis er etwa 1916 dem Leiter des kurz
 davor gegründeten Karl May-Verlags, E.A.Schmid, vorgestellt wurde. 
Diese Begegnung sollte für beide entscheidend sein. Bisher stammten die 
Titelbilder der diversen May-Ausgaben von sehr unterschiedlichen
 Künstlern, zuletzt vorwiegend von Sascha Schneider. Der vergeistigte 
Schneider illustrierte in einem symbolhaften Stil, der May zwar faszinierte,
 dem Verkauf der Bücher jedoch schadete.

Lindebergs Aufgabe war es nun, plakative Titelbilder zu schaffen, 
die potentielle Käufer auf die spannende Handlung einstimmten.
 Dies gelang ihm in hohem Maße. Auch wenn der Name 
Lindeberg bis heute nur wenigen etwas sagt, sein Illustrationsstil
 prägte das Image des Volksschriftstellers bis weit über 
die Landesgrenzen hinaus. Bis 1930 entwarf er 55 von 60 
Deckblättern der Gesamtausgabe, die immer wieder nachgedruckt 
wurden. Viele der Titelbilder sind auch heute noch in Verwendung.




 Wer denkt z.B. beim „Schut“ nicht unwillkürlich an das Motiv von 
Lindeberg, wo der galoppierende Schurke über einen Abgrund springt, 
der ihn gleich darauf verschlingen wird? - Die meisten der weiteren 
Werke des Künstlers - Kinderbuchillustationen, Buchumschläge, 
Postkarten, Malbücher oder ein Karl May-Quartett - sind heute in
 Vergessenheit geraten, doch seine Karl May-Sammelbilder, die einer
 Vielzahl von Produkten beigegeben wurden, haben sich - wie die 
berühmten Titelbilder - ins Bewußtsein mehrerer Generationen eingegraben. 
1930, als Karl Mays Buch „Weihnacht“ die Auflage von 
5,75 Millionen erreichte, war die Begeisterung für den 
Volksschriftsteller wieder einmal auf einem Höhepunkt.
 Im gleichen Jahr reagierte die Kunstanstalt G.Löwensohn 
aus Fürth in Bayern darauf, indem sie Carl Lindeberg 
mit den Sammelbildern beauftragte. Die fertigen Motive 
konnten diverse Firmen dann bei Löwensohn beziehen, 
um ihre Produkte damit attraktiver zu gestalten
 (am Lebensmittelmarkt tobte der Konkurrenzkampf 
u.a. via Sammelbilder). Es ging darum, Serien mit je 
sechs Bildern herzustellen, im Format 10 mal 6,5 cm. 
Das entsprach den damaligen Gepflogenheiten für 
Sammelbilder. Jeden Monat kam eine neue Serie heraus. 
Der Kolonialwaren (Feinkost)–Händler gab dem 
betreffenden Produkt jeweils ein Bild bei. 
Die Realisierung der Bilder geschah in Zusammenarbeit 
mit dem Karl May-Verlag.





Als (anonymer) Autor der
 ausführlichen Begleittexte soll 
Patty Frank (d.i. Ernst Tobis, 1876 – 1959) 
der legendäre Zirkusartist und
 Mitbegründer des Radebeuler Karl May-Museums, 
engagiert worden sein. Bei jeder Bildserie handelte er ein Teilstück
 aus den Werken Mays ab. Da die sammelnde Jugend 
auf die Bücher neugierig gemacht werden sollte, kamen
 jeweils nur die ersten Kapitel eines Bandes zum Zug. 





Dieser Text entspricht etwa der
ersten Seite
des damaligen Artikels.
Die Fortsetzung folgt.