Dienstag, 14. Dezember 2010

Multiple Persönlichkeit?


Aehnliche Probleme wie bei "Dr. Jekyll und Mr.Hyde"
dürften auch in Bram Stokers Roman „Dracula“
konstelliert sein, finden aber eine andere Darstellungsform.





Stokers „Dracula“ besteht formal aus einer
Folge von verschiedenen Tagebucheintragungen,
Mitschriften von Grammophonaufnahmen,
Briefen und Zeitungsartikeln was dem Buch ein
dokumentarisches und pseudoreales Gepräge verleiht.
Der Tagebuchcharakter bewirkt beim Leser eine
direkte Unmittelbarkeit, er erlebt die Geschichte jeweils mehr oder
weniger direkt aus der Sicht des oder der Betroffenen.




Die Erzählform erinnert, ohne nun gleich in
pathologisierende Kategorien verfallen zu wollen, an eine
Dissoziative Identitätsstörung ( bei der sich mehrere
Teilpersonen aus einer Person herausbilden, (multiple
Persönlichkeiten) wobei auch der Begriff
des Doppelgängers fallen kann.

Es stellt sich die Frage, ob Stoker, bewusst
oder unbewusst, als künstlerisches Ausdrucksmittel
die Rolle der „Kontrollperson“ über die in
verschiedene Personen aufgesplitterten Protagonisten
gewählt hat, um dem Wesen des „Dämons"
in all seinen Aspekten gerecht zu werden?
Dass das Wesen und die Wirkung des Dämons Dracula ,
der ja selbst kein Spiegelbild hat, erst erkennbar
wird, durch die Personen,
in denen er sich spiegelt????

Die Märchenforscherin Agnes Kovacs weist darauf hin,
dass diese Erzählweise eben etwa typisch sei für die ungarischen
Schamanen....Greift Stoker, bewusst
oder unbewusst auf eine Darstellungsform zurück, die
aus heimatlichen Gefilden seines Grafen stammt?
Schamanistisches im ungarischen Volksmärchen / Ágnes Kovács
erschienen in Schamanentum und Zaubermärchen.

www.maerchen-emg.de



Bram Stoker war bis zu seinem achten Lebensjahr krank und
konnte allein weder gehen noch stehen. Sicherlich
spielt diese traumatische Erfahrung mit in seinen Roman hinein.
Nicht nur seine Krankheit, auch seine Genesung war ein „Wunder“ für seine Ärzte.
Das Thema der "Wiederauferstehung von den Toten", war
von großer Bedeutung für ihn und wurde ein zentrales
Motiv in Dracula.

Der ungarische Schamane, der "Taltos" , erlangt sein
"tudomany" (sein okkultes Wissen) nach einem einige
Tage anhaltenden Scheintod!!!

mek.niif.hu



Das Wort "Taltos" für den ungarischen Schamanen
stammt etymologisch aus dem türkischen "tal-, talt-",
was die Bedeutung von "in Ohnmacht fallen",
"die Besinnung verlieren", "eintauchen" hat.

wikipedia.org/wiki/Tengrismus



Draculas Schlaf im Sarg?
Ein weiteres Indiz für die Vermischung
von nicht mehr verstandenen schamanistischen
Vorstellungen im Vampirglauben???